“Auch Michelle gilt meine Liebe und mein Dank – für alles, nicht zuletzt für deine magische Gabe, einige der sperrigen Ideen dieses Buches in eine wunderbare Bildsprache zu übersetzen.”
Diese Worte aus dem Anhang geben die Richtung dieses Buches vor.
Engagiert und mit großer Kenntnis beschreibt James Suzman entmutigende Widersprüche der realen Welt. Er blickt auf uns und auf Naturvölker und fragt sich, was dort anders gemacht wird. Schon der Gegensatz zwischen Kulturvolk und Naturvolk ist falsch und ein Blick durch die beschränkte Brille.
So beschreibt er die elementaren Verhaltensweisen der Menschheit, ihren Weg zwischen Jäger und Sammler und die Strecke vom Feuer zum Sprechen. Er beschreibt den Zusammenhang von kulturellen Normen und die Mythen, die sich daraus entwickelten.
“Das Bemühen, den Widerspruch zwischen unseren egoistischen und unseren sozialen Instinkten aufzulösen, war und ist nicht die Spezialität allein der Evolutionspsychologen. Es gehört vielmehr zu den fast allgegenwärtigen Betätigungen unserer Spezies, seit einer unserer evolutionären Vorfahren anfing, sich die Gewissensfrage zu stellen, ob es in Ordnung sei, seinen kleinen Geschwistern einen leckeren Bissen vor der Nase wegzuschnappen.(150)”
Und so spricht er über Neid und Eifersucht und zeigt wie das Naturvolk der Ju/Hoansi durch den Akt des Schenkens alle in den Besitz dessen brachte, was andere hatten, bis es nach dem Besitz aller schließlich wieder bei “seinem ursprünglichen Besitzer landete.”
Die Widersprüchlichkeit der Welt, die sperrigen Ideen, die im Buch von Suzman zu finden sind, sind genau die Denkanstöße, die wir heute brauchen, um über den eigenen Tellerrand zu blicken.
Seine Analyse der großen Ideen der Volkswirtschaft und die Diskrepanz zwischen Erkenntnis und Interesse führt weder aus dem Kapitalismus noch in den Sozialismus.
Es führt zu offenen Erkenntnissen wie dieser: “Würden sie sich selbst eingestehen – dass womöglich das System zu ihrem Nachteil gestaltet ist – dass man heute sehr viel mehr verdienen kann, wenn man Geld für sich arbeiten läßt, als wenn man im Schichtbetrieb Schwerarbeit leistet – würde das für sie nicht nur den Abschied vom Ideal des Aufstiegs aus eigener Kraft bedeuten, sondern auch von der hochgehaltenen Überzeugung, in einem Land zu leben, in dem, anders als anderswo, jeder, der nur fleißig genug arbeitet, alles werden kann, was er werden will.”
Nun ist dies nicht neu aber heute ist es klar. Und daher sorgt dieses Buch für klare Sicht auf eine Welt, die sich nicht auf eine Formel bringen läßt.
Die Welt ist eben sperrig und wir sind es, die sie machen. Er zeigt wie wir ticken und warum.
Das Buch lohnt sich für alle, die historisch, anthropologisch und ökonomisch Blicke auf unsere Gegenwart und Vergangenheit werfen wollen.
Es ist bei C.H.Beck erschienen.
Sie nannten es Arbeit. Eine andere Geschichte der Menschheit von James Suzman
ISBN 978-3-406-76548-3