Das Buch von Michael Dressel über die USA „The End Is Near, Here“ war einige Wochen 2024 medial in aller Munde und schwamm dennoch im Meer der Nachrichten nur als ein Tropfen.
Durch ein kurzes Video von Angela Zumpe kommt man dem Foto-Buchautor Michael Dressel näher.
Der TAZ sagte er: „Ich sehne mich auch nach Zuversicht! Aber da ist der verdammte Realismus, der mir immer in die Quere kommt. Wir stehen an einem Wendepunkt. Das betrifft nicht nur Amerika, in Europa sieht es gar nicht so anders aus.“
Sehe ich genauso.
Über das Fotografieren nach dem Weltuntergang habe ich ja schon 2012 geschrieben.
Und 2024 nun das Buch von Michael Dressel.
Das Buch ist klasse und seine Gedanken und Fotos strahlen die Freiheit des Blicks aus, die ich so oft suchte und so selten fand. Dabei kann der Titel des Buches durchaus auch doppeldeutig sein: Die eigene Endlichkeit vor Augen und den Wandel dominierender Trends?
Und gerade sein Leben zwischen Deutschland und Amerika zeigt mir wieder einmal wie fotografisch unfrei wir in Deutschland sind.
2017 habe ich dies in einem Artikel mit dem Titel „Die Geografie der Armut gibt es aktuell nur in Amerika“ problematisiert.
Damit meine ich nicht elementares soziales Elend, weil es das in Deutschland so nicht gibt. Das kommt vielleicht noch.
Ich meine das Ausbluten der sozialen Beziehungen durch die verfehlte Asylpolitik, die ruinierte Infrastruktur und die Erosion des Rechtssystems und das folgenlose Füllen der Taschen der Reichen und Mächtigen ohne Rücksicht auf die Belange der ehrlichen und fleissigen Bürger, die immer mehr belastet werden.
Damit nicht genug. Die Sozialindustrie versteht es in meinen Augen aus sehr oft Illegalen/Scheinasylanten, die man nun in den Medien „Schutzsuchende“ oder „Geflüchtete“ nennt, ihren Gewinn zu ziehen und zusätzlich noch früher fleißige Rentner auszuplündern in einem System der Pflege, die privatisiert wurde.
Aber hier sieht man es nicht oder fotografiert es zumindest nicht. Selbst die Freiheit dies zu fotografieren wird hier durch die EU und ihre „Akte“ sowie nationale juristische Fesseln immer mehr beschränkt.
Aber das nicht Fotografierte ist kein Foto. Insofern ist fotografische Kreativität gefragt.
Mir scheint, Amerika ist schon hier und das Buch von Michael Dressel wirkt wie eine Projektion in die Zukunft von Deutschland.
Dressel weist in dem Video, das lange vor dem Buch erschien, darauf hin, dass er Kein sozialdokumentarischer Fotograf ist, der mit einem Thema im Kopf Motive sucht.
Aber auf der Strasse werden oft die Themen der Zeit sichtbar.
Und in dem Buch wird das Leben ganz unten ein starkes Thema.
Sonst hätte er vielleicht ein Buch wie das von Laureen Greenfield gemacht, das aber eher nicht auf der Strasse spielt.
Sie hat die andere Seite in ihrem Buch „Generation Wealth“ gezeigt.
Die neue Wirklichkeit hat also zwei Seiten.
Aber auch in Deutschland sind wir so weit und es begann vor gut zehn Jahren so: „Hartz IV, das Herzstück der Agenda 2010, zwingt Arbeitssuchende in prekäre Beschäftigungsverhältnisse, nötigt ihnen jede Arbeit als zumutbar auf. Mit der Folge, dass immer mehr Billig-Jobs entstehen und der Niedriglohnsektor sich signifikant ausweitet. Vier Millionen Menschen arbeiten für einen Bruttoverdienst von weniger als sieben Euro, mehr als ein Fünftel aller Beschäftigten arbeitet im Niedriglohnbereich: zehn Euro und weniger. Arbeit wurde „billig wie Dreck“, wie es der Soziologe Horst Afheldt bereits vor mehr als einem Jahrzehnt prophezeite.“
Afheldt wies damals auch darauf hin, daß wir dann Verhältnisse wie in Afrika bekommen, wo die Reichen sich eigene bewachte Siedlungen und Stadtteile bauen und draussen vor der Tür auf der Strasse das Recht des Stärkeren gilt. Ich fühle mich da gerade direkt in die Gegenwart versetzt und sehe davon hier die Anfänge.
Und unter Merkel und Co. wurde nicht etwa Fleiß belohnt, sondern in der Folge durch das neue erhöhte „Bürgergeld“ und höhere Kindergeld und andere Sozialleistungen dieses nicht nur arbeitslosen Arbeitnehmern gegeben, die vorher eingezahlt hatten, sondern auch allen Asylanten(!), statt für sie ein separates befristetes konditioniertes System von Sozialleistungen einzuführen. So machen Kinder „reich“ statt arm und Arbeit wird belächelt und Integration findet kaum statt – zumindest nach meinen Erfahrungen.
Kann man, soll man diese völlig verfehlte Situation fotografieren und wer würde das machen, wenn man dafür weder Geld noch Anerkennung bekommt? Ist dies auch eine Auseinandersetzung mit der eigenen Endlichkeit?
Insofern ist die Auseinandersetzung mit Michael Dressel für mich eine echte innere Diskussion.
Natürlich wird dieser Artikel hier und seine Gedanken keine soziale und mediale Relevanz haben, weil dies Blicke auf die Wirklichkeit wirft statt blind durch die Gegend zu laufen.
Aber ich bin auf diese Gedanken gekommen und gerade solche Worte können die Augen öffnen und die Blicke schärfen.
Und so ist das Buch von Michael Dressel eine wunderbare Inspiration für mich.
Seine Fotos wirken und sensibilisieren.
Vielen Dank dafür!